Bändige das Text-Monster - In 4 Schritten zu einem guten Online-Kurs-Text

Deine heutige Quest lautet: Stelle dich dem Online-Kurs-Text-Monster!

Wenn du weißt, wie du es bändigst, kann es zu einem deiner besten Verbündeten werden und wird dir fortan bei deinen Onlinekurs-Abenteuern treu zur Seite stehen. Es wird dir helfen, dein Können und Wissen an mutige Lernende weiterzugeben, auf dass sie auch zu klugen Held*innen werden.

Mein treuer Lern-Text-Freund und ich haben dir dafür ein bewährtes Vorgehen zusammengestellt, sodass du bestens für diese Quest gerüstet bist!

Bereit?


Die vier Schritten zu einem guten Online-Kurs-Text:

1.  Was ist das Ziel deines Textes?

Bevor du anfängst einen Text für deinen Online-Kurs zu erstellen, überlege dir, was du mit dem Text erreichen möchtest. Was sollen die Leser*innen durch den Text lernen? Was sollen sie am Ende wissen und/oder verstanden haben?

Wenn du dich auf diese Weise fokussierst, bevor du den Text schreibst, kannst du deinen Text viel gezielter zusammenstellen.

Anhand dieses Lernziels kannst du später auch sehr gut überprüfen, ob dein Text alle notwenigen Informationen beinhaltet, oder ob du noch etwas ergänzen musst.

Beispiel für diesen Text: Du sollst am Ende dieses Textes einen konkreten 4-Schritte-Plan kennen, um gute Online-Kurs-Texte zu schreiben, und wissen, was überhaupt einen guten Online-Kurs-Text ausmacht.


2. Jetzt heißt es: Brainstorming!

Du kennst das Ziel deines Online-Kurs-Textes. Schreibe jetzt alles (!) auf, was dafür wichtig sein könnte. Alles. Unzensiert. Gerne auch in Stichpunkten oder Halbsätzen.

Einfach raus aus dem Kopf und aufs Papier / ins Textdokument damit. Wenn dir zwischendrin noch etwas einfällt, was eigentlich zu einem anderen Punkt gehört. Einfach trotzdem direkt aufschreiben. Das lässt sich später noch umsortieren. Wichtig ist hier, dass du im Schreib-Flow bleibst.

Halte dich hier also nicht mit so ‚Kleinigkeiten‘ auf wie: Rechtschreibfehler, Satzbau, Zeichensetzung, Lesbarkeit oder Textstruktur – das ist hier alles komplett egal. Dafür ist später noch Zeit.

Ziel dieses Schrittes ist es, den Inhalt – das ‚WAS‘ – des Textes zusammenzustellen, damit erstmal alle Infos für deinen Text in einem Dokument aufgeschrieben sind.


3. Als nächstes gib deinen Inhalten eine Struktur

Sortiere jetzt die Informationen, die du aufgeschrieben hast. Gib deinem Online-Kurs-Text eine logische Struktur und ordne die Inhalte so an, dass ein roter Faden deine Leser*innen vom Beginn deines Textes Schritt für Schritt zu deinem Text-Ziel führt.

Schaue dir dabei die einzelnen Bausteine deines Textes genau an: Was ist wichtig, um das Text-Ziel zu erreichen? Welche überflüssigen Infos können rausgeschmissen werden, weil sie nicht auf dem Weg zu deinem Text-Ziel helfen?

Durch das Entfernen von Zusatz-Informationen erleichterst du es deinen Leser*innen, dem roten Faden zu folgen und den Text besser zu verstehen.

Zusatz-Infos sind bestimmt auch super spannend und interessant. Für das Gehirn beim Lesen sind sie jedoch wie eine falsche Abzweigung in eine ganz andere Richtung bei der das mentale Navigationssystem spätestens nach ein paar Zeilen sagt: „Wenn möglich, bitte wenden.“

Ergänze hier gegebenenfalls noch weitere Informationen und Zwischenschritte, falls dir noch inhaltliche Lücken auffallen.

Am Ende solltest du einen logisch strukturierten Text haben, in dem alle notwendigen Informationen drin stehen.

Tipp: Wenn es dir sehr schwer fällt, Textpassagen zu löschen, die du total toll findest, die aber dem roten Faden und dem Lese-Fluss im Weg stehen, dann kannst du folgendes tun:

Lege dir ein separates Textdokument an, in das du diese Abschnitte hineinkopierst. So sind sie nicht gnadenlos vernichtet, sondern haben ein neues, kleines digitales Zuhause bekommen, in dem sie sein können. Und deinem Online-Kurs-Text hilfst du damit. 


4. Der Feinschliff – das ‚WIE‘ bei einem Online-Kurs-Text

Sobald die Inhalte und die Gliederung feststehen geht es an den Feinschliff, daran WIE der Text geschrieben ist: Lesbarkeit, Verständlichkeit, Wortwahl, Satzbau, Rechtschreibung, Zeichensetzung und die Art der Formulierungen haben hier ihren Platz.

Aber was ist eigentlich eine gute Formulierung und wann ist ein Text gut verständlich?

Dafür kannst du dich am Hamburger Verständlichkeitskonzept orientieren.

Die Psychologen R. Tausch, I. Langer und F. Schulz von Thun haben in diesem Konzept vier Merkmale von Texten herausgearbeitet, die dafür ausschlaggebend sind, dass ein Text gut verstanden werden kann.

Wenn du deinem Online-Kurs-Text den Feinschliff gibst, kannst du diese vier Merkmale überprüfen und deinen Text entsprechend überarbeiten.


Das Hamburger Verständlichkeitskonzept

Einfachheit: Der wichtigste Punkt von allen!

Aber was IST ein einfacher Text?

Bei einfachen Texten ist die Wortwahl an das Vorwissen der Leser*innen angepasst. Die Texte sind dabei eher umgangssprachlich geschrieben und verwenden nur die Fachbegriffe, die die Zielgruppe wahrscheinlich kennt. Alle anderen Fachausdrücke solltest du gut erklären.

Durch kurze Sätze und anschauliche Erklärungen kannst du deinen Text zusätzlich möglichst einfach halten.

Wie bei Blog-Artikeln oder Newslettern gilt auch für Online-Kurs-Texte: Sprich deine Leser*innen direkt an. Schreibe lieber im ‚du‘ als in einer verallgemeinerten dritten Person.

Außerdem kannst du auch in Online-Kurs-Texten gezielte Handlungsaufforderungen verwenden, damit der Text aktiver bearbeitet und nicht einfach nur gelesen wird.  (z.B.: ‚Schaue dir das Bild von den 10 Edelsteinen unten an. Kannst du die einzelnen Steine identifizieren?‘)


Die Bedeutung und Inhalte eines Textes herauszulesen bedeutet für das Gehirn Arbeit.

Durch eine einfache Textgestaltung wird es dem Gehirn erleichtert, diese Arbeit zu leisten, damit mehr ‚Rechenleistung‘ dafür da ist, den Text zu verstehen und sich die Inhalte zu merken.


Gliederung und Ordnung – ist der rote Faden erkennbar?

Hier geht es darum, dass du deinen TOnline-Kurs-Text so gestaltest, dass die einzelnen Inhalte gut aufeinander aufbauen und die Leser*innen Schritt für Schritt durch den Text geführt werden.

Zur Gliederung und Ordnung eines Textes gehören neben dem roten Faden auch:

  • passende Zwischenüberschriften,
  • eine passende Formatierung, die das Lesen erleichtert,
  • das Hervorheben der wichtigsten Punkte,
  • eine Hinführung zum Text,
  • und ein Zusammenfassung am Schluss.

So kannst du es deinen Leser*innen erleichtern, die relevanten Informationen zu erkennen und den Kern deines Textes zu erfassen.


Indem du ihnen das Strukturieren und Herausfiltern der wichtigsten Punkte schon abnimmst, können sie sich besser auf die eigentlichen Inhalten des Textes konzentrieren – und damit den Text besser verstehen.


Kürze und Prägnanz – komm auf den Punkt!

Bei diesem Merkmal geht es nicht darum, alles so kurz und knapp wie möglich zu erklären.

Ein guter Online-Kurs-Text lebt von anschaulichen Beispielen, durchdachten Erklärungen, eindrücklichen Vergleichen und einer lebendigen Sprache.

Vielmehr ist dieser Punkt ein freundlicher Stupser dahin, das Ziel deines Textes nicht aus den Augen zu verlieren:

Braucht es noch eine Wiederholung von dem, was du bereits gesagt hast?

Bringt diese Erklärung die Lesenden näher zum Text-Ziel?

Gibt es noch inhaltliche Abzweigungen, die vom roten Faden weg führen und für das Text-Ziel überflüssig sind?

Sagt ein zweites Beispiel mehr als das erste, was du eh schon verwendest?

Gibt es leere Phrasen in deinem Text, die einfach nur die Wort-Zahl erhöhen?

Am besten du versuchst hier ein gutes Gleichgewicht zu finden. Dein Text sollte nicht so weitschweifig sein, dass sich die Leser*innen darin verlaufen können und nicht so kurz und knapp, dass überhaupt kein Raum für Erklärungen und Beispiele mehr ist.


Anregende Zusätze – das gewisse ‚Etwas‘ in deinem Text 🙂

Im Hamburger Verständlichkeitskonzept sind anregende Zusätze all die Elemente, die den Leser*innen dabei helfen, mit ihrer Aufmerksamkeit und ihrem Interesse beim Text zu bleiben.

Anregende Zusätze können sein:

  • Beispiele zu dem, was du erklärt hast
  • zum Text passende(!!!) Grafiken, Bilder, Videos oder Audios
  • Fragen zum Mitdenken
  • Erfahrungen von dir oder anderen mit dem Thema
  • ein Storytelling Bogen, der sich durch den Text zieht
  • gezielte Handlungsaufforderungen
  • der Vergleich mit etwas bekanntem (z.B. wie in dem Text: Onlinekurse Erstellen ist wie Kuchenbacken)
  • ein ungewöhnlicher, spannender oder lustiger Einstieg, oder etwas das Interesse weckt und Lust macht, weiterzulesen


Es geht darum, die Lesenden dabei zu unterstützen, sich aktiv mit dem Text auseinander zu setzen.

Dabei musst du gut abwägen, ob die Zusätze, die du verwendest, den Leser*innen wirklich dabei helfen, den Text zu verstehen.

Bilder zum Beispiel, die einfach nur dafür eingesetzt werden, damit noch ein Bild im Online-Kurs-Text ist das irgendwie hübsch aussieht, bieten keinen Mehrwert für den Text und können im schlimmsten Fall sogar das Textverständnis erschweren.


Anregende Zusätze, die nichts mit dem Text-Ziel zu tun haben, sind wie diese Zusatzinformationen, die vom roten Faden weg führen. Das Gehirn muss sie verarbeiten, ohne dass sie den Leser*innen dabei helfen, den Text besser zu verstehen.

Wenn du nichts passendes findest ist es daher für die Verständlichkeit besser, solche irrelevanten Zusätze wegzulassen.



Das Wichtigste aus diesem Artikel für Online-Kurs-Texte:

  • Der Schreibprozess eines Lerntextes besteht aus den vier Schritten: Zielsetzung – Brainstorming – Struktur – Formulierung.
  • Vermische diese Schritte nicht und überspringe auch nicht einzelne. Damit erleichterst du dir das Verfassen deines Textes und deinen Lesenden das Verstehen. Dabei kann es dir helfen, zwischen den einzelnen Schritten eine Pause zu machen, oder den Text auch mal für ein paar Tage liegen zu lassen.
  • Ein verständlicher Online-Kurs-Text hat nach dem Hamburger Verständlichkeitskonzept die vier Merkmale: Einfachheit, Gliederung und Ordnung, Kürze und Prägnanz und anregende Zusätze.
  • Verwende nur die anregenden Zusätze, die auch wirklich etwas mit den Inhalten zu tun haben, die du weitergeben möchtest.
  • Lass dich von dem Text-Monster nicht ärgern. Es ist eigentlich ein ganz liebes, hilfreiches und gleichzeitig sehr mächtiges Wesen, das leider immer wieder ziemlich unterschätzt wird. Der bisweilen schlechte Ruf kommt oft nur von einem falschen Umgang damit – so werden immer wieder ausschweifende, chaotische Text-Monster herangezüchtet, bei denen Leser*innen nach kurzer (Lese-)Zeit unweigerlich die Flucht ergreifen oder Gefahr laufen von dem Schlafzauber des Text-Monsters getroffen zu werden.



Quellen für das Hamburger Verständlichkeitskonzept:

- Nieding, Ohler, Rey: Lernen mit Medien (Paderborn, 2015) = utb 4001

- Langer, Schulz von Thun, Tausch: Sich verständlich ausdrücken (München, 82006)




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