Selbstlernkurse zeitlich einschränken
Ja oder Nein?

Macht es eigentlich Sinn, einen Selbstlernkurs zeitlich einzugrenzen? Immerhin sorgt der Zeitdruck ja dafür, dass die Leute ins Tun kommen müssen – oder?


Und gibt es vielleicht andere Gründe, die dafür sprechen, einen Selbstlernkurs nur für eine gewisse Zeit lang anzubieten?

Oder ist ein lebenslanger Zugriff doch zu empfehlen?


Möchtest du lieber hören als lesen?

Zu diesem Blogartikel gibt es auch eine Podcast-Folge mit dem gleichen Inhalt.

Bei all den Selbstlernkursen, die ich bisher schon gemacht habe, habe ich irgendwann aufgehört zu zählen.

Als Kundin bin ich grundsätzlich kein Fan davon, wenn Selbstlernkurse nur für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung stehen.


Aus Perspektive der Lernenden macht es überhaupt keinen Sinn, den Kurszugriff zeitlich einzuschränken.

Der große Mehrwert von Selbstlernkursen ist ja, dass ich den Kurs immer wieder verwenden kann.


Ich kann beispielsweise nochmal nach ein paar Monaten oder Jahren reinschauen, wenn ich die Infos wieder brauche, oder nochmal etwas nachlesen möchte.


Einer der größten Vorteile von einem Selbstlernkurs ist für mich, dass ich quasi dieselbe 'Betreuung' für mehrere Projekte bekomme.


Ich mach das zum Beispiel echt gerne, in alte Kurse noch einmal reinzuschauen, wenn ich mich nach einiger Zeit ein weiteres Mal mit dem Thema beschäftige.

So habe ich vor ein paar Jahren einen Pinterest Kurs gekauft und war jetzt total happy drüber, als ich meinen Pinterest Kanal neu eingerichtet habe, dass ich da nochmal Schritt für Schritt durch den Prozess geleitet wurde.


Wie du vielleicht mitbekommen hast, ist meine Website Ende Februar umgezogen, und das war für mich ein guter Zeitpunkt, um mein Pinterest Projekt endlich anzugehen.

Und da ich immer noch Zugriff auf den Kurs hatte, konnte ich super schnell all das nochmal nachschauen, was ich dafür gebraucht habe.



Wenn der Kurs zeitlich eingeschränkt ist, kann das zu Druck und Stress führen.

Oft höre ich das Argument: ‚Ja der Zeitdruck ist nötig, um in die Umsetzung zu kommen.‘

Klar, wenn der Kurszugriff begrenzt ist, und die Teilnehmenden das nicht unbearbeitet auslaufen lassen wollen, werden sie den Kurs irgendwann bearbeiten. Oft auf den letzten Drücker, weil der Zeitdruck wird in dieser Argumentation ja zum ‚in die Puschen kommen‘ gebraucht.
Aber da ist dann halt die Frage, wie effektiv und zielführend das ist, den Kurs ‚noch schnell‘ durchzuarbeiten.

Und diese Frage wird oft nicht genauer untersucht.


"Stress killt alles, was wir zum guten Lernen brauchen", wie Maren Häde in ihrem Gastartikel auf meinem Blog so schön gesagt hat.  

Wenn wir unter Zeitdruck lernen - und das hast du bestimmt schon mal vor einer Prüfung beobachtet - können wir zwar echt erstaunlich viel in kurzer Zeit erreichen, aber bereits ein paar Tage nach der Prüfung ist es oft so, dass die Informationen schon kaum mehr greifbar sind.

Und für einen Onlinekurs, den Leute freiwillig buchen und mit dem sie eine Veränderung in ihrem Leben bewirken wollen, sollte das meiner Meinung nach nicht das Ziel sein.



Wenn es einzig und alleine darum geht, die Leute dabei zu unterstützen, ins Tun zu kommen, und den Kurs nicht ewig und drei Tage in der digitalen Schublade verstauben zu lassen, gibt es glücklicherweise Alternativen als mit Zeitdruck zu arbeiten.



So kannst du deine Teilnehmer*innen dabei unterstützen, ins Tun zu kommen.

Im Folgenden findest du ein paar Vorschläge, was du tun kannst, um deine Teilnehmer*innen bei der Umsetzung zu unterstützen.

Diese Liste ist nicht abschließend. Wenn du immer wieder Kursteilnehmer*innen hast, die massive Schwierigkeiten haben, den Kurs fertig zu machen, lohnt sich da auch oft nochmal ein Blick auf deinen individuellen Kurs.


Aber vielleicht sind ja schon ein paar Ideen dabei, bei denen du sagst, das würde für deinen Kurs passen.


Die Selbstverpflichtungs-Erklärung

Eine Selbstverpflichtungserklärung ist quasi ein Mini-Vertrag mit sich selbst, bei dem die Kursteilnehmer*innen am Anfang des Kurses mit sich ausmachen, dass sie den Kurs gewissenhaft bearbeiten werden. Darin kannst du sie auch nochmal ihr persönliches Ziel formulieren lassen, damit sie sich vor Augen führen, warum sie den Kurs machen, und was sich verändern würde, wenn sie dieses Ziel erreicht haben.

Außerdem bietet das eine gute Möglichkeit, sich direkt fix Termine in den Kalender einzutragen, wo sie an dem Kurs arbeiten möchten.


So eine Selbstverpflichtungserklärung hilft ihnen, weil sie ihre Ziele nochmal klar vor Augen haben, und weil so eine Art Vertrag mit sich selbst viel gewichtiger ist, als einfach nur zu sagen, ‚ich sollte den Kurs wirklich mal machen‘.


Accountability Partner

Du kannst deinen Kursteilnehmer*innen am Anfang des Kurses anbieten, sich bei den anderen Teilnehmer*innen eine*n Accountability-Partner*in / einen Kurs-Buddy zu suchen.

Dabei gehen die Teilnehmer*innen zu Tandems oder Kleingruppen zusammen und arbeiten den Kurs gemeinsam durch. Sie können sich Fragen stellen, gemeinsam Zwischenziele setzen oder sich Feedback geben und über den Kurs austauschen. All das funktioniert natürlich nur, wenn alle ungefähr auf dem selben Stand sind.

Und in der Gruppe ist es leichter, dran zu bleiben und sich gegenseitig beim Durcharbeiten mitzuziehen und zu unterstützen.

 

Check-In Mails

Wenn du einen Selbstlernkurs hast, bei dem es keinen Start-Punkt in dem Sinne gibt, dass dann alle den Kurs gleichzeitig anfangen, kannst du stattdessen auch deinen Kursteilnehmer*innen anbieten, dass sie sich zu Check-In Mails anmelden.

Dabei überlegst du dir, was ein guter Zeitrahmen wäre, um den Kurs durchzuarbeiten, und schickst ihnen dann über diesen Zeitraum hinweg immer wieder Mails in denen du

  • ihnen sagst, was als nächstes dran ist
  • mit ihnen feierst, was sie schon alles geschafft haben (du könntest z.B. in eine Mail einen Button einbauen, den sie klicken sollen, sobald sie den nächsten Meilenstein erreicht haben und dann bekommen sie eine ‚Wir feiern gemeinsam deinen Erfolg‘-eMail)
  • ihnen Tipps geben, wie sie dran bleiben
  • und ihnen einfach vermitteln: Auch wenn das ein Selbstlernkurs ist, du bist hier nicht alleine.


Gamifikation

Stell dir vor, du könntest – wie in einem Computerspiel – durch die Arbeit an einem Selbstlernkurs neue Level erreichen oder coole Zusatzinhalte freischalten.


Gamifikation benutzt Elemente aus Spielen – die ja bekanntermaßen Spaß machen und gut funktionieren, damit die Teilnehmer*innen dran bleiben – um einen Onlinekurs zu gestalten.


Konkret könntest du das zum Beispiel so verwenden, dass die Kursteilnehmer*innen, wenn sie einen Bestimmten Teil des Kurses durchgearbeitet haben, sich damit Zusatzinhalte freischalten können.

Diese bekommen sie entweder, wenn sie dir z.B. das ausgefüllte Workbook per eMail schicken (ist aber nur bei kleinen Kursen zu empfehlen, sonst hast du damit echt viel Arbeit) oder ihre Zwischenergebnisse irgendwo anders digital einreichen.


Oder sie bekommen kleine Abzeichen, sogenannte Badges, wenn sie einen bestimmten Prozentsatz des Kurses bearbeitet haben.


Oder aber du baust in den Kurs eine Geschichte ein, sodass sie wissen wollen, wie es weiter geht. (Das funktioniert zugegebener Maßen auch nicht bei allen Kursen. Aber manchmal ist das eine super coole Möglichkeit, um den Kurs einfach lebendiger zu gestalten.)


Selbstverantwortung der Teilnehmer*innen

Auch wenn ich dir definitiv empfehle, die Kursteilnehmer*innen bei der Arbeit mit dem Kurs zu unterstützen.

Letztendlich liegt es in ihrer Selbstverantwortung, ob und in welchem Umfang sie den Kurs bearbeiten.


Deine Kursteilnehmer*innen sind mit großer Wahrscheinlichkeit erwachsen.

Sie haben sich freiwillig dazu entschieden, deinen Kurs zu kaufen. Sie möchten damit ein bestimmtes Ziel erreichen.


Ja, du sollst sie dabei unterstützen. Aber wenn sie sich dazu entscheiden, den Kurs – aus welchen Gründen auch immer – gerade nicht zu machen, dann ist das ihre Verantwortung.

Aus Sicht der Kursteilnehmer*innen macht es keinen Sinn, den Selbstlernkurs zeitlich einzuschränken.


Aber wie ist das bei den Kursanbieter*innen?



Als Kursanbieter*in kann es aber  manchmal durchaus Sinn machen, eine zeitliche Begrenzung einzusetzen

Für eine zeitliche Einschränkung von einem Selbstlernkurs sprechen vor allem wirtschaftliche Gründe und der Arbeitsaufwand, der mit dem Kurs zusammenhängt.


Aktualisierung

Wenn du ein Kurs-Thema hast, das regelmäßig geupdatet werden muss, oder du weißt, dass das in zwei bis drei Jahren wahrscheinlich veraltet ist, rate ich dir davon ab, einen unbegrenzten Kurszugriff zu gewähren.

Wenn du deinen Teilnehmer*innen bei so einem Thema einen lebenslangen Kurszugriff gibst, musst du dir überlegen, ob du das schaffst oder gewährleisten kannst, dass der Kurs dann up-to-date gehalten wird.

Klar, kannst du auch irgendwann dazu schreiben: „Die Inhalte dieses Kurses sind nicht mehr aktuell“, aber dann macht das aus pädagogischer Sicht keinen Sinn mehr, dass deine Teilnehmer*innen noch mit dem Kurs arbeiten.


Hoher Betreuungsaufwand

Gerade bei betreuten Selbstlernkursen kann eine immer größer werdende Zahl an Kursteilnehmer*innen irgendwann einen enormen Betreuungsaufwand bedeuten. Da solltest du dir vorab überlegen,

  • wie du das vielleicht so gestalten kannst, dass das für dich möglich ist.
  • oder ob du das in dem Rahmen stemmen kannst (und möchtest).


Kostenfrage

Abhängig davon, an welchem ‚Ort‘ du deinen Selbstlernkurs anbietest, können deine Kosten mit der Anzahl der eingeschriebenen Kursteilnehmer*innen, deutlich steigen.

Manche Kursplattformen berechnen deine Gebühren abhängig davon, wie viele Leute in deinen Kurs eingeschrieben sind.


Selbstverpflichtung

Wenn du einen ‚lebenslangen‘ Kurszugriff gewährst, dann musst du das natürlich auch leisten können.

Und die Frage ist, ob du das möchtest.


Alternativ könntest du den Kurszugriff auch für 5-10 Jahre zulassen (je nachdem, was für deinen Selbstlernkurs Sinn macht) und das dann gegebenenfalls verlängern.

Oder du kommunizierst das so, dass die Teilnehmer*innen MINDESTENS X Jahre auf den Kurs zugreifen können und danach so lange, wie du diesen Kurs weiter anbietest. Dann solltest du aber direkt dazu sagen, „Wenn ich damit aufhöre sage ich dir rechtzeitig Bescheid, und du hast dann noch mindestens 1 weiteres Jahr Zeit, dir nochmal alles anzuschauen oder herunterzuladen.“


Wenn du eine zeitliche Beschränkung verwenden möchtest, dann empfehle ich dir, die Dauer für den Kurszugriff so zu wählen, dass die Teilnehmer*innen den Kurs entspannt bearbeiten können, auch wenn mal das Leben dazwischen kommt.

Und das solltest du natürlich auch von Beginn an klar kommunizieren.



Lass mich nochmal zusammenfassen:

Aus Sicht der Kursteilnehmer*innen macht ein unbegrenzter Zugriff auf reine Selbstlernkurse den meisten Sinn, weil das die Vorteile von dieser Kursart am besten widerspiegelt.


Als Kursanbieter*in gibt es durchaus bestimmte wirtschaftliche Gründe, die dafür sprechen, den Kurszugriff einzuschränken.

Wenn du das machst, kalkuliere die Kurszeit aber bitte sehr, sehr großzügig und kommuniziere das sehr klar an deine Kund*innen.



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